Der Trafikant – Robert Seethaler
Die Rolle des Hubert Pastingl alias der „Rote Egon“
Der arbeitslose
Hubert Pastingl, ein bekennender Sozialist, übernimmt im Werk „der Trafikant“
von Robert Seethaler eine Rolle, welche als jene der Moral oder der Vernunft
gesehen werden kann.
Der rote Egon,
ein durch und durch friedlicher und in sich gekehrter Mensch ist ein Stammkunde
in der Trafik des Otto Trsnjek. Er ist kein Mann der vielen Worte sondern eher
ein stiller Denker. Beunruhigt macht er sich seine Gedanken zum Weltgeschehen
in den 1930er Jahren. Diese Gedanken teilt er aber kaum jemandem mit und wenn
er es tut, dann sehr zurückhaltend. Als der Rote Egon in die Handlung
eingeführt wird, erfährt man kaum etwas über seine Person. Doch später im Werk
kommt ihm eine grosse und wichtige Rolle zu.
Diese
entscheidende Aktion spielt sich an jenem Abend ab, als Österreich zu einem
Teil des deutschen Reichs gemacht wird. Genauer gesagt ein paar Minuten nach
der Abtrittsrede von Kanzler Schuschnigg.
Als Pastingl
hört, dass Österreich nun endgültig verloren ist, holt er ein Transparent aus
seinem Schrank und geht aufs Dach seines Wohnhauses. Nachdem er das Transparent
an der Dachkante angebracht hat stürmen vier wilde, mit Hakenkreuzarmbinden
versehene, mordlustige Gestalten auf das Dach. Der Rote Egon stürzt sich
daraufhin vom Dach.
Am nächsten
Morgen ist in der Zeitung zu lesen, dass ein feiger Anschlag vereitelt worden
ist. Die ganze Geschichte um Pastingl wird wie gewöhnlich aufgebauscht und zu
Propagandazwecken missbraucht.
Der Zeitpunkt
des Sprungs vom Dach legt die Vermutung nahe, dass der Rote Egon so etwas wie
eine letzte Instanz der Moral, der Menschlichkeit und der Vernunft darstellt.
Auf dem Transparent, welches der Rote Egon aufgehängt hat standen die Worte: „Die
Freiheit eines Volkes braucht die Freiheit seiner Herzen. Es lebe unser Volk.
Es lebe Österreicht.“
Mit dem Tod des
Hubert Pastingl stirbt zugleich die letzte Vernunft und Menschlichkeit in
Österreich.
Mit dem Fall
des Roten Egon bricht der blanke Wahnsinn über Österreich herein. Es ist der
Zeitpunkt, an dem ein Krieg, welcher grösser und vernichtender wird als alles,
was bisher bekannt war kaum mehr zu vermeiden ist.
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