Der "farbige" Geiger
Ist er wirklich schuld am Tod von Verena Marti (17) und Salomo Manz (19)
Der schwarze Geiger, welcher im literarischen Buch von Gottfried Keller eher eine Randfigur ist, soll eine Mitschuld am Suizid von Verena Marti (17) und Salomo Manz (19) tragen.
Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass jeder für sich selbst die Verantwortung für seinen eigenen Suizid trägt. Klar ist es möglich, dass Personen aus dem Umfeld des Opfers auch eine Rolle in dieser Tragödie zukommt aber schlussendlich beschliesst jeder seinen Tod selber, zumindest beim Suizid.
Nun wird die Frage in die Runde geworfen, ob der schwarze Geiger vielleicht das Liebespaar beim Tanze mit seiner Musik verflucht haben könnte.
Dieser Einwand mag berechtigt sein. Jedoch scheint es mir fern, wieso der fragliche Musikant ein junges Liebespaar verfluchen sollte. Klar, die Eltern von Verena und Salomo haben den Geiger um ein Stück Land gebracht. Aber diese zwei Missetäter sind schon genug damit gestraft, dass sie beide kurz davor stehen Insolvenz anmelden zu müssen.
Auch liegt es mir fern zu glauben, dass jemand, und sei es ein geigender Neger, die Fähigkeit besitzt jemand anderen verfluchen zu können.
Ausser...
Man muss natürlich die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass der Geiger tatsächlich der dunklen Magie weiss. Denn wenn der Musikant beim letzten Vollmond mit weisser Kreide ein Pentagramm auf den Boden gemalt, mit blauer Kreide einen Bannkreis um die ganze Stätte gezogen und 13 schwarze Kerzen mit grünen Flammen angezündet hätte, um im Mondschein mithilfe einer Axt eine Ziege zu schlachten, sie mit einer stumpfen Kupferschere auszunehmen um anschliessend deren Eingeweide im Bierteig zu backen und zu verzehren, dann würde die ganze Sache in ein ganz anderes, zweifelsohne dunkles Licht getaucht und nichts wäre mehr unmöglich.
Es mag vielleicht so scheinen, als führe der Geiger das Paar in jenem Rausch, jener Tanzwut absichtlich an jenen Ort, wo die ganze Misere begonnen hat. Allerdings ist klar ersichtlich, dass Verena und Salomo nur an dieser Stätte des Unglücks zurückbleiben, weil sie aus einer Art Trance erwachen. Derweil die beiden stehen bleiben zieht der schwarze Geiger mit seinem Gefolge fröhlich weiter.
Es scheint mir eher unwahrscheinlich, dass der Geiger seinen dunklen Fluch so ausgesprochen hat, dass das Liebespaar welches just an jener Stelle scheinbar aus der Trance zu erwachen scheint tatsächlich aber nur eine Stufe tiefer in die Wahnvorstellung hinein fällt und da vom Gedanken an eine Erlösung durch den Freitod beherrscht wird.
Eine solch intellektuelle Meisterleistung traue ich keinem Musikanten zu.
Abschliessend lässt sich sagen, dass Verena Marti und Salomo Manz wohl doch ganz alleine die Verantwortung für ihren Suizid zu tragen haben. Für sie scheint es der einzige Weg zu sein, auf immer und ewig zusammen zu sein.
Bleibt zu hoffen, dass der schwarze Geiger tatsächlich nur ein normaler Geiger ist und nicht etwa Zeremonienmeister eines satanischen Zirkels oder Grosswesir des Ku-Klux-Klan, der sich undercover als Schwarzer ausgibt, um so ungehindert seinen verderblichen und fraglos kriminellen Freizeitbeschäftigungen zu frönen.